Gedanken im Auto

Es ist ein warmer Sommertag. Die Sonne setzt sich langsam nieder und errötet den bleichen Himmel. Ich sitze auf dem rechten Rücksitz des Autos und höre Musik. Unter meinen Füßen kann ich spüren, wie der Boden des Autos während der Fahrt auf der Autobahn wegen der Schnelligkeit leicht zittert. Ich lege meinen Kopf auf der Fensterscheibe ab, merke jedoch, dass diese viel zu stark vibriert, um meinen Kopf darauf abzulegen. Ich stütze meinen Arm auf der sehr kleine Lehne der Tür und lege meinen Kopf mit dem Kinn in meine Hand.

Als kleines Kind habe ich es gehasst, wenn meine Familie und ich lange irgendwo hingefahren sind. Vielleicht weil ich klein und ungeduldig war und es wenig gab, womit ich mich beschäftigen könnte. Ich hatte nur mein Rätselbuch, einen Roman oder später auch eine Spielekonsole, welche mich aber (weil ich die ganze Zeit bei einem Spiel verloren habe) irgendwann auch gelangweilt hat. Mittlerweile gibt es ja MP3-Player bzw. Smartphones mit denen man so gut wie alles machen kann, was man will. Langweilig wird einem da heutzutage nicht mehr. Mittlerweile empfinde ich sogar Freude dabei, wenn ich einfach im Auto sitze, Musik höre und aus dem Fenster schaue. Ich kann dann gut nachdenken, oder auch einfach mal abschalten und den (meist schönen) Ausblick genießen, der an dem Fenster vorbeizieht, aus dem ich rausschaue. Es sind dann oft sehr schöne Gedanken denen ich mich widme. Ich fühle mich dann oft frei, fühle mich so, als würde ich gleich ein großes Abenteuer erleben, als könnte ich überall hin, wohin ich nur will. Die Ernüchterung bei der Ankunft ist dann natürlich sehr enttäuschend, aber um die soll es gar nicht gehen.

Jeder kennt das, wenn man aus dem Fenster des Autos schaut und erst weit in die Ferne blickt und alles ganz langsam vorbeizieht. Je näher man den Blick in die Nähe der Straße lenkt, desto schneller ziehen dann die Dinge vorbei, die man sieht. Das kann man natürlich alles wissenschaftlich erklären, aber dazu fehlt mir jetzt das Fachwissen. Schon als Kind hat mich dieses „Phänomen“ begeistert. Ich habe mich immer gefragt, wieso alles in der Ferne so langsam an uns vorbeizieht und wieso ich mir, wenn ich in die Ferne geschaut habe, viel langsamer vorkam, als wenn ich die Straße betrachtet und die vorbeihuschenden, weißen Streifen gezählt habe. Diese Sache hat mir zu denken gegeben, als ich letztens wieder mit dem Auto auf dem rechten Rücksitz gefahren bin.

Ich habe mir überlegt, wie man diese Sache als Metapher im Bezug auf das Leben beschreiben könnte.

Ich habe es mir so gedacht: Je weiter im Leben etwas entfernt ist, desto langsamer vergeht es. Je näher etwas sich im Leben befindet, desto schneller vergeht es. Ob das Sinn macht, wusste ich damals nicht, aber ich war mir sicher, dass mein Hirn etwas tolles daraus macht, irgendwie.

Beziehe ich diesen „Satz“ auf die Zeit könnte man sagen, dass etwas viel langsamer vergeht, wenn es in der Vergangenheit liegt, als wenn es in der Gegenwart liegt. Andersherum ist alles, was in der Gegenwart passiert schneller passé, als das, was in der Vergangenheit liegt. Wenn ich mich im Hier und Jetzt mit etwas beschäftige, würde es schneller vorbeigehen, als wenn ich daran denke, wie ich die gleiche Beschäftigung in der Vergangenheit tätigte. In diesem Bezug wäre mein „Satz“ nicht anwendbar. Warum? Weil es jeder bestimmt kennt bei der Arbeit zu sein und nur so darauf zu warten, bis die Zeit endlich verstrichen ist. Wenn man dann auf diesen Moment zurückblickt, als man gearbeitet hat, kommt einem die gleiche Zeit nicht mehr so langsam vor, da man sie nicht mehr erlebt. Ich hoffe, das konnte man verstehen.

Beziehe ich diesen „Satz“ auf Gefühle, Gedanken und Sorgen. Auch hier ist es ähnlich, wie bei dem Beispiel mit der Zeit. Die erlebten Gefühle dauern gefühlt viel länger an, als man es später in Erinnerung hat, denn alles was man erlebt ist im Endeffekt viel langsamer, als das,worauf man zurückblickt.

Habe ich diesen ganzen Beitrag also nur geschrieben, um mir einzugestehen, dass mein „Satz“ keine Metapher in irgendeiner Lebenssituation sein kann? Nein. Ich habe mich ja noch nicht auf die Zukunft bezogen.

Wenn ich etwas schon Wochen vorher plane, dann kann ich es meist kaum erwarten, bis endlich der Tag kommt, an dem ich das Geplante erlebe. Bis dahin mache ich mir meist Unmengen an Gedanken, wie geplante Sache wohl verlaufen könnte, was passieren könnte usw. Die Zeit, in der ich auf diesen entfernten Plan warte, vergeht immer unglaublich langsam. Wenn dann endlich der Tag eingetroffen ist und geplante Sache gemacht wird, vergeht die Zeit meist so schnell, dass man gar nicht weiß, wie einem geschieht. Wenn ich in die Zukunft blicke, dann fühlt sich meine Gegenwart immer ganz langsam an. Wenn ich etwas in der Zukunft erwarte, dauert es ewig, bis es eintritt. Wenn ich auf einen Bus warte, will meine Zeit nicht vergehen. Alles, was sich in der Zukunft befindet, schleicht sich immer ganz langsam an. Wenn die Sache in der Zukunft dann eintritt, vergeht die Zeit wieder ganz schnell, in der man die Sache macht. Ereignisse, die also weit in der Zukunft liegen scheinen sich immer ganz langsam anzubahnen, weil sie eben so weit entfernt liegen und man manchmal auch nicht genau weiß, wann sie eintritt. Die Zukunft ist, anders als die Vergangenheit oder Gegenwart, ungewiss und weit von unseren Vorstellungen entfernt. Sie bahnt sich langsam an, geht über zur Gegenwart und vergeht dann, wie es bei der Gegenwart üblich ist, ganz schnell.

Ich weiß nicht genau, ob man ganz verstehen konnte, was für Gedanken ich habe und wie man diesen „Satz“ als Metapher auf das Leben übertragen konnte. Mir fällt es oft schwer, das was ich denke so in Worte zu fassen, dass nicht nur ich, sondern auch andere verstehen könnten, was ich denke. Auch der Fakt, dass ich frei heraus, also ohne Script oder Ideensammlung etc. schreibe machen meine wirren Texte nicht verständlicher. Falls tatsächlich doch jemand den Sinn hinter diesen wirren Worten verstehen konnte, würde ich gerne deine Gedanken, lieber Leser, liebe Leserin, dazu lesen.

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